Seltener Meteorit nach Feuerball-Beobachtung im Oman gefunden
Sechs Kameras beobachten in Zusammenarbeit mit dem Global Fireball Observatory den Nachthimmel in der zentralen Wüste Omans. Diese Kameras dienen der Beobachtung großer Sternschnuppen, sogenannter Feuerkugeln, und helfen dabei, den Landeplatz von Meteoriten zu bestimmen. Am 23. Dezember 2023 wurde eine Feuerkugel mit einer Dauer von 3,3 Sekunden von vier Kameras aufgezeichnet. Nach der Rekonstruktion von Flugbahn und Fallort fand ein omanisch-schweizerisches Feldteam den Meteoriten am 10. Februar 2024 in der Nähe einer verlassenen Bohrstelle namens Raja in der omanischen Provinz Al Wusta.
Der Meteorit wog nur 26,8 Gramm und wurde 49 Tage nach seinem Fall gefunden. Der Zusammenhang zwischen der beobachteten Feuerkugel und dem geborgenen Meteoriten wurde durch den Nachweis der kurzlebigen radioaktiven Isotope Mangan-54 und Natrium-22 bestätigt, die nur im Weltraum erzeugt werden. Diese Isotope wurden mit Hilfe des Freiburger Gammaspektrometers GeMSE eindeutig nachgewiesen. Dieses höchst-empfindliche Instrument ist im Vue-des-Alpes Tiefenlabor im Neuenburger Jura (Schweiz) aufgebaut. Die optische und elektronenmikroskopische Untersuchung ergab, dass der Meteorit zur seltenen Gruppe der Enstatit-Chondrite gehört. Der Meteorit enthält auch ein bisher unbekanntes Mineral. Die Meteoritical Society hat den Meteorit offiziell als „EH3“ klassifiziert und den Meteoriten nach seinem Fallort den offiziellen Namen „Raja“ gegeben.
Enstatit-Chondrite enthalten Mineralien, die in der sauerstoff- und feuchtigkeitsreichen Atmosphäre der Erde nicht stabil sind. Die schnelle Bergung aus der Wüste lieferte daher wertvolles, unverändertes Material für Studien. Die Analyse von Rajas Flugbahn zeigt, dass er aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt. Kleine Meteoriten machen den Grossteil aller Meteoriten aus, die die Erde erreichen, werden aber nur selten geborgen, weil sie schwer zu finden sind. Raja ist daher ein wichtiger Beitrag zu unserem Verständnis des Gesamtflusses von Meteoriten zur Erde.
Kontakt:
Prof. Dr. Marc Schumann
Physikalisches Institut, Universität Freiburg im Breisgau, Deutschland
marc.schumann@physik.uni-freiburg.de
+49 761 203 96894
Prof. Dr. Beda Hofmann, Naturhistorisches Museum Bern
+41 31 350 72 40
Beiträge der beteiligten Institutionen:
Ministry of Heritage and Tourism, Sultanat Oman: Administrative Leitung des Meteoritenprojektes im Oman, Unterhalt der Kameras
Schweizer Institutionen (Naturhistorisches Museum Bern, Musée d’histoire naturelle de la ville de Genève, Universität Bern):
Wissenschaftliche Leitung des Projekts, Co-Wartung der Kameras. Die Schweizer Gruppe wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.
Curtin University, Perth, Australia: Lieferung von All-Sky-Kameras, Verarbeitung von Feuerballdaten.
Institute of Physics, Albert-Ludwigs-University, Freiburg, Deutschland: Betrieb des unterirdischen Gammaspektrometers GeMSE, Unterstützung bei der Datenanalyse.